2021
Setting the Context - Worum geht es? |
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“Get the prices right!” ist seit Jahren eine Maxime vieler Umweltökonomen. Deutsche Klimapolitik hat demgegenüber in den letzten Jahrzehnten eher auf eine Vielzahl von Förder- und Verbotsmaßnahmen gesetzt, von der Einspeisevergütung für Erneuerbare über Prämien für Elektrofahrzeuge bis zum Kohleausstieg. Kann das auf Dauer funktionieren? Ist ein Umsteuern in den kommenden zehn Jahren nicht zumindest eine Überlegung wert? Sind 180 EUR/t CO₂ wirklich ein umweltpolitisches Schreckgespenst oder doch eher im Jahr 2030 ein fairer, bezahlbarer Preis für ein knappes Gut? Zu diesen Fragen wollen wir einen gesellschaftlichen Diskurs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik anstoßen. Wir wollen damit eine umweltökonomische Hypothese auf den Praxisprüfstand stellen. Oder umgekehrt aus umweltökonomischer Theorie einen Impuls für praktische, langfristig orientierte Umweltpolitik ableiten. Die Hypothese in drei Teilen: 1) Das Umweltbundesamt hat die mit Treibhausgasemissionen verbundenen Klimafolgeschäden mit 180 €/t CO₂ beziffert (UBA 2019, aufgegriffen von Fridays for Future 2019). Wenn jeder und jede diesen Preis bezahlen muss, haben Unternehmen wie private Haushalte einen Anreiz, alle Maßnahmen durchzuführen, mit denen Emissionen zu geringeren Kosten vermieden werden können: Strom aus erneuerbaren Energien nutzen, Gebäude dämmen, Umsteigen auf Bahn, Bus und Fahrrad, Speicher bauen, um Überschussstrom einzuspeichern und später wieder zu verkaufen, und vieles mehr. 2) Dieser Preis sollte eigentlich heute genauso wie in Zukunft gelten – vielleicht mit einem leichten Anstieg im Zeitverlauf, da ja auch Geldguthaben (zumindest in normalen Zeiten) durch Zinsen an Wert gewinnt, bzw. wenn wir uns heute etwas von unseren Kindern borgen, müssen wir es in der Zukunft mit Zinsen zurückzahlen. Oder nochmals anders: Wenn wir im Jahr 2050 klimaneutral wirtschaften wollen, dann sollten wir heute mit dem Emissionssparen beginnen. 3) Wenn wir von heute auf morgen diesen Preis einführen, kommt es zu vielen Verwerfungen – Haushalte in schlecht gedämmten Wohnungen zahlen plötzlich viel mehr für das Heizen, Pendler mehr für den Sprit und die Industrie muss teurer produzieren und kann weniger national und international verkaufen. Daher sollte der Preis graduell eingeführt werden – in 10 Jahren können sich viele anpassen: Häuser dämmen, benzinsparende Fahrzeuge kaufen, effizienter produzieren usw. Daher muss der Preis baldmöglichst angekündigt werden, aber erst nach einer Übergangszeit greifen. Der Impuls: • Signalwirkung: 180 € pro Tonne CO₂ ist ein stolzer Preis verglichen mit aktuell rund 25 EUR/t. Die Debatte: • Was wären die Implikationen? |